2. Deutsche Mehrwegkonferenz am 22.11.2022 in Berlin

Die Deutsche Mehrwegkonferenz wird alle zwei Jahre von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) veranstaltet. In diesem Jahr fand am 22. November 2022 die Zweite Deutsche Mehrwegkonferenz mit dem Titel „Erfolgsmodell Mehrweg – Innovativ Klima & Umwelt schützen“ statt, an der weit mehr als 250 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Zivilgesellschaft, Unternehmen, Wissenschaft und Verwaltung teilnahmen. Zentrale Botschaft: Mehrweg zum Standard machen. Auf der Konferenz wurde deutlich, dass es dafür weitere politische Maßnahmen zur Mehrweg-Förderung braucht. Dazu gehören ein Abfallvermeidungsziel, Mehrwegquoten, Einwegabgaben, eine steuerliche Besserstellung von Mehrweg sowie eine grüne öffentliche Beschaffung.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat die Konferenz eröffnet und auf die zentrale Bedeutung von Mehrwegsystemen für den Klimaschutz hingewiesen. Der EU-Abgeordnete Malte Gallée stellte seine Anforderungen an eine ambitionierte EU-Verpackungsverordnung vor, die Abfallvermeidungsziele sowie Mehrwegquoten für verschiedene Verpackungsströme verbindlich machen soll. Beide KeyNotes finden Sie unten auf der Website und können sie dort nachhören. 

Poolsteuerung als zentraler Erfolgsfaktor für Mehrweg

In spannenden Impulsreferaten haben Initiativen, Kommunen und Unternehmen innovative Mehrweg-Konzepte und ihre erfolgreiche Umsetzung vorgestellt. Dabei wurde deutlich: Es braucht unternehmensübergreifende Zusammenarbeit zur Gebindenutzung, Rückführung, Spülung und Poolpflege. Eine zentrale gemeinsame Poolsteuerung gehört zu den wichtigsten Punkten für eine erfolgreiche und branchenweite Mehrweglösung. Folgende neue Initiativen haben auf der Mehrweg-Konferenz ihre Management-Ansätze vorgestellt:

  • Julia Klein, Mach Mehrweg Pool e.V., und Cecil Krist, FrieslandCampina Germany GmbH stellten den Milch-Mehrweg-Pool (MMP) vor, der über den Verein Mach Mehrweg Pool e.V. als Poolträgerorganisation koordiniert wird und alle Mehrwegverpackungen für Milcherzeugnisse bündelt.
  • Die Gesellschaft für Mehrweg-Management mbH & Co. KG übernimmt die Koordinierung, Qualitätskontrolle und Logistik ihrer Mehrwegpoolflaschen und wurde vom Geschäftsführer Hans Baxmeier auf der Mehrwegkonferenz vorgestellt.
  • Dr. Jens Oldenburg präsentierte die Stiftung Initiative Mehrweg, die sich zum Ziel gesetzt hat Mehrweg in allen Wirtschaftsbereichen zu stärken.

Best Practice – Mehrweg in der Praxis

Wie Kommunen, Veranstalter*innen und Gastrobetriebe bereits heute Mehrwegsysteme fördern können, haben Boris Palmer aus der Universitätsstadt Tübingen, Jonas Gudegast von der Breminale und Anna Schubert von Haferkater vorgestellt. So beschrieb Jonas Gudegast, dass durch die Umstellung auf Mehrweg bei dem Kulturfestival Breminale deutlich weniger Abfall auf dem Gelände sichtbar war und auch insgesamt bei der Veranstaltung durch das Mehrwegsystem über 2,6 Tonnen Abfall vermieden wurden.

 

Innovative Mehrweg-Ansätze auf dem Markt der Möglichkeiten

Auf dem Markt der Möglichkeiten haben Anbieter von Mehrwegsystemen ihre Geschäftsmodelle vorgestellt.

  • Recup bietet Mehrwegverpackungen für Getränke und Essen für die Gastronomie an und hat inzwischen tausende Betriebe deutschlandweit für ihr Mehrwegsystem gewinnen können.
  • Vytal bietet wie Recup Mehrwegverpackungen an, regelt dir Rückgabe jedoch nicht über ein Pfand, sondern über eine App und eine Geldabbuchung bei fehlender Rückgabe der Verpackung nach zwei Wochen.
  • Relevo arbeitet ebenso wie Vytal mit einer App für das Abholen und die Rückgabe seiner Mehrwegverpackungen.
  • Pfabo bietet Mehrwegboxen für den Take-Away Bereich, aber auch für die Frischetheke, den Backshop, Unverpackt-Stationen, oder auch den Convenience Bereich.
  • Cup concept hat sich auf den Verkauf und die Vermietung von Mehrwegverpackungen und zusätzlichen Services wie Spülung und Logistik für Großveranstaltungen spezialisiert.
  • Circujar bietet Pfandgläser in einem komfortablen Mehrwegsystem für Produkte im Supermarkt, die bisher in Einweggläsern oder Dosen verpackt wurden.
  • Die Initiative Einmal ohne, bitte! klärt Verbraucherinnen und Verbraucher auf und unterstützt Gastrobetriebe bei der Information ihrer Kundinnen und Kunden zu Mehrwegangeboten.
  • Der Automatenhersteller Tomra hat die Entwicklung von Rückgabeautomaten für Take-Away Mehrwegbecher und –boxen gestartet.

 

Gezielte politische Maßnahmen zur Mehrwegförderung nötig

Mit der diesjährigen Mehrwegkonferenz wurde ein Zeichen für die Umsetzbarkeit von Mehrweg gesetzt. Woran es fehlt, sind weitere politische Maßnahmen für die Stärkung von Mehrweg – dies war der Tenor der Podiumsdiskussion am Ende der Konferenz. Eine Abgabe für Einweggetränke- und Take-Away-Verpackungen wäre eine wirkungsvolle Maßnahme. Zudem bedarf es klarer Standards und finanzieller Anreize, um mehr Marktteilnehmer zu einer umweltfreundlichen Verpackungspolitik zu bewegen. Die EU hat im kommenden Jahr die Möglichkeit, mit der Überarbeitung der Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle die Weichen für die Zukunft zu stellen und verbindliche Abfallvermeidungsziele und Mehrwegquoten festzulegen. Deutschland sollte in diesem Prozess eine Vorreiterrolle einnehmen.

Im Jahr 2024 wird die Dritte Deutsche Mehrwegkonferenz stattfinden. Erneut werden Innovationen im Mehrwegbereich vorgestellt und ein kritischer Blick auf den Status quo der deutschen Verpackungspolitik geworfen. Wir freuen uns drauf!

Die Pressemitteilung zur 2. Deutschen Mehrwegkonferenz können Sie hier herunterladen.

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